Frust nach Jobverlust durch Sportaktivitäten verarbeiten
Ungut ausgeführte Kündigungen in Unternehmen sind an der Tagesordnung. Sie führen zu heftigen Gefühlsreaktionen bei den Betroffenen. Die Dauer der Trennungsverarbeitung variiert von Fall zu Fall. Ein Baustein, der hilft, den Trennungsschmerz zu lindern und die negativen Emotionen in positive zu verwandeln, ist Sport. Ein 30-45 minütiges Hochintensitätstraining oder Ausdauersport bewirkt bereits eine Ausschüttung von Glückshormonen und einer temporären Steigerung des Wohlbefindens.
Ich war Mitte 40, verheiratet, Vater von 1 Kind, das 2. unterwegs und seit 5 Jahren Vertriebsleiter in einem mittelständischen Unternehmen als meine Chefs mich freistellten und per Aufhebungsvertrag loswerden wollten. Für mich brach eine Welt zusammen. Innerhalb weniger Jahre hatte ich mit meinem Team ein weltweites Vertriebsnetz erfolgreich aufgebaut, ein vertrauensvolles Verhältnis zu Vorgesetzten und Mitarbeitern gepflegt und sollte jetzt gehen?
Der Bruch kam mit dem Eintritt eines neuen Kollegen. Von Beginn an stimmte die Chemie nicht. Ich geriet in einen Machtkonflikt und zog letztendlich den Kürzeren. Anstatt nach fünf Jahren guter Arbeit befördert zu werden, wurde ich gefeuert. Es sollte noch dicker für mich kommen. Statt gebührend verabschiedet zu werden, wurde ich von heute auf Morgen freigestellt, bekam Hausverbot und wurde sogar bedroht. Die Kollegen gingen auf Distanz.
Kündigungen können heftige Gefühlsreaktionen bewirken
Die ungute Trennung hat mich emotional tief getroffen und eine Achterbahn der Gefühle ausgelöst: Wut, Aggressionen, Gewaltphantasien und Rachegefühle hatten mich fest im Griff.
Sie tauchten aus dem Nichts auf, übermannten mich. Ich, der eigentlich von Natur aus besonnen, nüchtern und sachlich ist, war von der Intensität meiner Gefühle überfordert.
Die Emotionen kochten immer besonders dann hoch, wenn ich durch unvorhergesehene Begegnungen mit ehemaligen Kollegen oder Geschäftspartnern wieder mit dem Geschehenen in Berührung kam, an der alten Arbeitsstätte vorbeifuhr oder belanglos von Unbeteiligten nach dem Befinden befragt wurde. In dem Moment lief automatisch ein Film in mir ab, den ich nicht kontrollieren konnte.
In dem Moment wünschte ich mir vor allem, meine Gefühlswelt wieder besser im Griff zu haben und nicht umgekehrt.
Sport macht glücklich und lindert Gefühlschaos
Geholfen hat mir in dieser Zeit vor allem Sport. Ich war damals gefühlsmäßig in einem sehr schlechten Zustand und brauchte unbedingt ein Ventil für meine aufgestauten Emotionen.
Am Anfang ging es mir hauptsächlich darum, Dampf abzulassen. Anstatt aggressiv und wütend zu sein, begann ich wieder regelmäßig zu laufen wie früher. Schon bald merkte ich wie gut mir die Bewegung tat. Nach dem Lauf reagierte der Körper mit der Ausschüttung von Glückshormonen. Ich fühlte mich einfach besser und es drehte sich nicht mehr alles um den Verlust des Arbeitsplatzes.
Mit der regelmäßigen Bewegung, bemerkte ich erst wie gestresst und angespannt ich vorher gewesen war und wie gut es tat, die unkontrollierten Gefühle ein Stück abzurennen.
Zusätzlich fing ich an Körpertraining ohne Geräte zu betreiben. Dazu lud ich mir eine App runter und fing an nach den Laufeinheiten Grundübungen wie z.B. Klimmzüge, Liegestützen, Kniebeugen oder Hampelmänner zu machen. Bei diesen Übungen ging es darum, eine vorgegebene Anzahl von Wiederholungen so korrekt und so schnell wie möglich auszuführen. Zu Beginn kam mein Körper immer sehr schnell an seine Grenzen. Mit der Zeit gewöhnte er sich jedoch an das effektive Hochintensitätstraining. Oft ging es beim Training darum, den inneren Schweinehund und die eigenen Grenzen zu überwinden. Immer wenn eine Stimme in mir sagte: „ die 100 Wiederholungen schaffst du nicht“, kam eine andere, die stärker war, einfach den Schalter umlegte und in Aktion ging. Ich war dann immer selber erstaunt, zu was ich mental fähig war.
Aufgestaute Emotionen auf ein gesundes Maß reduzieren
Durch die sportliche Bewegung gelang es, den aufgestauten Emotionen einen konstruktiven Ausdruck zu verleihen anstatt sie gegen sich selbst oder andere zu richten. Ohne Sport wäre ich für meine Familie und mein vertrautes Umfeld unerträglich gewesen. Die Sporteinheiten hoben meine Stimmung und ließen mich den Verlust des Arbeitsplatzes für einen Moment vergessen. Ich kam dadurch wieder ein Stück mehr zu mir selbst.
Welches intensive Training oder welcher Ausdauersport in dieser angespannten Zeit ausgeübt wird, ist eigentlich egal. Jeder hat da seine Vorlieben. Worauf es dabei ankommt ist, Spaß zu haben und für einen Moment in eine andere Welt abzutauchen. Meiner Erfahrung nach reichen schon 30-45 Minuten anhaltender intensiver Bewegung aus, um eine Ausschüttung der Glückshormone zu bewirken.
Welche Erfahrungen hast du mit Kündigung und Sport als Mittel zur Linderung des Trennungschmerzes?
Everhard Uphoff
Jobverlust, Sport, Management, Führungskräfte