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Jobverlust

Innere Kündigung durch Frust

Bei mieser Stimmung am Arbeitsplatz wird der Job schnell zur Qual

 

 
Als Anton B. einen 2-Jahresvertrag unterzeichnet, weiss er noch nicht, was auf ihn zukommt. Er freut sich auf seine neue Aufgabe im Vertriebsinnendienst, identifiziert sich mit den Produkten, die das Unternehmen vertreibt. Nach wenigen Monaten ist seine anfängliche Euphorie jedoch bereits verflogen. Seine Motivation sinkt in den Keller. Seine Arbeitslust verwandelt sich schnell in Frust. Das Ganze nimmt seinen Lauf, der Job wird zur Qual. Was tun?
 

 

Was ist passiert? Interview mit Anton B, 50, Vertriebsinnendienst

 

 
Ich fand das Arbeitsklima und das Führungsverhalten der Vorgesetzten fürchterlich, wusste schon nach einem Jahr, dass ich nicht bei der Firma bleiben möchte. Ab dem Zeitpunkt habe ich dann nur noch auf „Durchhalten“ geschaltet und begonnen, mich zu bewerben. Ich hoffte, in der verbleibenden Zeit einen neuen Job zu finden. Für mich war klar, daß ich selbst bei anstehender Arbeitslosigkeit bei der Firma nicht verlängern würde, allerhöchstens für das doppelte Gehalt, sozusagen als Schmerzensgeld. Zum Glück habe ich jetzt 1 Jahr nach Vertragsende eine neue Arbeitsstelle in einer spannenden Firma in meiner Lieblingsbranche gefunden.
 

 

Warum war das Arbeitsklima schlecht?

 

 
Die Mitarbeiter waren Erfüllungsgehilfen. Es fand keine nach vorne gerichtete Kommunikation statt. Die Geschäftsleitung war nicht daran interessiert, Abläufe und Prozesse zu optimieren. Es herrschte eine Atmosphäre der gegenseitigen Schuldzuweisungen, des Misstrauens und des hin und her Schiebens von Verantwortung. Es gab weder Lob noch Wertschätzung. Denunzieren oder Kumpanei durch direkte persönliche Seilschaften wurde gefördert.
 

 

Wie führte der Eigentümer das Unternehmen?

 

 
Im Grunde genommen genauso. Wenn er einen guten Tag hatte, versuchte er mit aufgeschnappten Floskeln eine mitarbeiternahe Führung zu transportieren. Aber im Grunde genommen war ihm der Mensch im Mitarbeiter egal.
 

 

Wie kam es dann zum Jobende? Warum wurde dein Vertrag nicht verlängert?

 

 
Der auf 2 Jahre befristete Vertrag lief aus. Ich machte in den letzten Monaten keine Anstalten mehr, den Vertrag verlängern zu wollen, weil ich nicht daran glaubte, dass sich das Betriebsklima verbessert. Ich war demotiviert. Mein Arbeitgeber zeigte auch kein Interesse, das Arbeitsverhältnis fortzuführen.
 

 

Wie war der Ablauf der Kündigung? Wie verlief das Trennungsgespräch?

 

 
Ich erfuhr im Jahresgespräch, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Das Mitarbeitergespräch mit der Firmenleitung verlief überraschenderweise sehr offen. Ich habe dem Geschäftsführer und Eigentümer der Firma ohne Umschweife sagen können, was ich für verbesserungswürdig halte und warum ich die Arbeit mitunter als Qual empfand. Ich erklärte, daß ich viele Versuche unternommen hatte, über meinen direkten Vorgesetzten Vorschläge, Ziele, Strategien o.ä. einzubringen. Ich kritisierte, dass ich selbst von ihm als Unternehmer keine Rückmeldung auf Fragen oder Vorschläge bekam. Er lenkte hier und da sogar ein und bestätigte Führungs- und Lenkungsdefizite.
 

 

Wie hast du dich damals nach dem Austritt aus der Firma gefühlt?

 

 
Ich war erleichtert und glücklich, dass ich nicht mehr dorthin musste.
 

 

Wie war die Beziehung zu deinem direkten Vorgesetzten?

 

 
Das ist nicht einfach zu beantworten. Er bekam grundsätzlich vom Geschäftsführer immer ‚eins drauf‘ und in Problemen, die struktureller Natur waren, keine Rückendeckung. Außerdem musste er die Unzulänglichkeiten der Firma auch gegenüber den unzufriedenen Kunden abfedern. Mir gegenüber verhielt er sich mal so und mal so, wie gerade seine Laune war. Wenn ich als motivierter Mitarbeiter Vorschläge machte, zeigte er kein Interesse. Er ging gar nicht wirklich auf die Inhalte ein und verwies darauf, dass das Tagwerk zu erledigen sei.
 

 
Ich fühlte mich ausgeliefert, war noch in der Probezeit, darüber hinaus sowieso für zwei Jahre befristet. Ich hatte keine Chance mich zu wehren. Nur bis zu einem gewissen, niedrigen Grad vielleicht. Jede sachliche Auseinandersetzung war zwecklos. Aber im Prinzip – das zeigt mir die Tatsache, daß ich jetzt wieder einen Job gefunden habe – hätte ich mir das gar nicht so lange bieten lassen sollen.
 

 

Wie gingst du mit der Situation um?

 

 
Augen zu und durch und wohlwissend, daß wohl nach zwei Jahren wieder Schluß ist. Ich habe es geschluckt oder je nach Laune und Schärfe gegenargumentiert.
 

 

Was würdest du heute anderen raten, die in eine solche Situation kommen?

 

 
In der Situation eines unangenehmen Betriebsklimas und gegenseitiger Schuldzuweisungen? Sich sofort einen neuen Job suchen. Ohne Wenn und Aber.
 

 

Wie lange brauchte es bis das Ganze verdaut war?

 

 
Es kam immer mal hoch. Ich glaubte recht bald, damit fertig zu sein. Aber das stimmte nicht. Groll oder Ärger kam immer wieder mal zurück. Auf die Beine kam ich ganz einfach, indem ich mich um einen neuen Job bemühte.
 

 

Wie ging es mit dir nach Jobende weiter?

 

 
Ich hatte vom Abschlussgespräch bis zum letzten offiziellen Arbeitstag noch Resturlaub und Elternzeit. Nach Jobende ging es erstmal gut weiter. Phasenweise auch sehr gut. Ich habe die freie Zeit positiv genutzt, nach für mich interessanten Firmen gesucht, Ballast aus dem Keller über Ebay in Geld umgemünzt, Sport gemacht, Musik gehört und in meiner Freizeit auch aufgelegt. Ich habe zudem sehr viel Zeit mit unserem Sohn verbracht. Insofern kann ich auch sagen, dass der Bruch zu einer guten Zeit kam.
 

 
Aber irgendwann ging es auch schlecht weiter. Dieser Zustand verschärfte sich, als es Absagen hagelte und sich keine neuen Perspektiven auftaten. Ich begann mich nach Weiterbildungen umzuschauen und war mit den zahlreichen Angeboten irgendwann überfordert.
 

 

Du bist dann in eine „feste Krise“ geraten. Wie kam das?

 

 
Die Krise bestand darin, daß ich irgendwann nicht mehr wußte, welchen Weg ich gehen soll. Weiter nach dem Job suchen, der mich inhaltlich glücklich macht? Das hätte auch bedeuten können, eine sinnstiftende Branche zu finden oder den Beruf komplett zu wechseln, etwa durch eine Umschulung. Oder sich damit abfinden, daß man mit ‚50‘ nicht mehr so gefragt ist und sich einen 9to5 Job sucht, mit dem man sonst seine Ruhe hat. Oder doch selbständig werden und es sich noch mal beweisen. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich fand nicht die richtigen Antworten auf meine Fragen.
 

 

Was hat dir da heraus geholfen?

 

 
Mit Sicherheit der Entschluss, eine Weiterbildung zu starten, mit der ich 8 Wochen mit einem Thema beschäftigt war, was nicht nur mit meinem alten und vielleicht neuen Job zu tun hat sondern auch damit, dass ich mir wieder Feedback einholen konnte und meinen momentanen geistigen Zustand auffrischte.
 

 

Wie erging es dir auf der Suche nach dem neuen Job?

 

 
Ich habe mehr als 50 Bewerbungen geschrieben und wurde zu neun Interviews eingeladen. Rückblickend betrachtet hätte ich auch gerne für zwei oder drei weitere Firmen gearbeitet. Ich habe kurzzeitig nach der Absage immer bedauert, wenn es nicht geklappt hat, konnte dann jedoch immer wieder die Motivation aufbringen, weiterzusuchen. Die Vorstellungsgespräche waren in der Qualität sehr unterschiedlich. Es gab professionell geführte, sehr authentische und eben auch welche, wo der Geschäftsführer sich am liebsten selber reden hörte.
 

 

Haben es Menschen mit 50plus deiner Meinung nach schwerer einen Job zu finden? Wenn ja, warum?

 

 
Ja. Die meisten Firmen möchten doch jüngere Menschen einstellen. Man kann ihnen weniger Geld anbieten und sie sind auch noch formbarer. Es ist nicht so, daß ein Unternehmen, weil es auf Erfahrung setzt oder setzen möchte, auch gleichzeitig bereit ist, mehr Lohn zu zahlen.
 

 

Was ist deine nächste berufliche Aufgabe? Wie hast du den Job gefunden?

 

 
Aufbau des Vertriebsinnendienstes. Gefunden habe ich ihn über Internet-Recherche, zwei Telefonate mit dem Standortleiter, der mich jedes Mal ‚abwimmeln‘ wollte, weil ich überqualifiziert sei. Beim ersten Vorstellungsgespräch hat er nach 15 Minuten gesagt, „lassen wir jetzt mal dieses Vorstellungsgeplänkel. Ich möchte sie in meinem Team haben“.
 

 

Was ist anders im Vergleich zur alten Firma?

 

 
Ich fühle mich jetzt schon bestätigt. Ich schaue positiv in die Zukunft. Nach 3 Wochen kann ich bereits sagen, dass viel mehr mit Vertrauen und Lob gearbeitet wird. Zudem habe ich den Eindruck, daß der Geschäftsführer führt, zuhört und lenkt.
 

 

Wenn es etwas Positives an der Geschichte gibt, was ist es?

 

 
Es war richtig und gut so, dass der Vertrag bei der alten Firma zum Ende gekommen ist. Ich höre heute bei meinem neuen Arbeitgeber zu 100 % auf mein Bauchgefühl.

 

 

 

 

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Autor:

Everhard Uphoff

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