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Systemrelevant, ungeimpft, arbeitslos
Leitende medizinische Angestellte trotzt einrichtungsbezogener Impfpflicht
Laura Y. ist Anfang 30 und arbeitet seit mehreren Jahren in einer niedergelassenen Gemeinschaftspraxis mit spezialisiertem chirurgischem Schwerpunkt.
Die Patientinnen werden ambulant und stationär behandelt. Die „Feelgood-Managerin“ im Betrieb leitet den Personalbereich und das Rechnungswesen.
Auch bei der Behandlung der Patientinnen ist sie eingebunden. Das Praxisteam umfasst insgesamt 14 Angestellte.
Ihre beiden Chefs pflegen einerseits einen kooperativen Führungsstil und übertragen viel Verantwortung an ihre Mitarbeiter.
Andererseits gilt das Motto „Ober sticht unter“. Die Mitarbeiter sind willkürlichen, unkalkulierbaren sowie autoritären Verhaltensweisen der Geschäftsleitung ausgesetzt.
Das Betriebsklima ist aktuell angespannt. Es mangelt an Kommunikation und Absprache –
vermutlich ausgelöst durch Kurzarbeit und unterschiedlichem Umgang mit dem aktuellen Thema Covid-19. 6 von 14 Personen in der Praxis sind geimpft.
Weitere 5 sind nach Genesung geimpft und 3 Personen sind nicht geimpft. Alle drei sind inzwischen genesen.
Eine Covid-Impfung nach Ablauf des Genesenen-Status lehnen sie jedoch ab. Grundsätzlich sind Sie jedoch keine Impfgegner.

Kündigung droht! Was sind die Gründe?
Im Dezember 2021 wurde die die einrichtungsbezogene Impfpflicht gesetzlich beschlossen. Meine Stelle ist davon auch betroffen.
In diesem Fall kommt eine Impfung für mich nicht in Frage. Ich bin Nichtraucherin, habe weder Übergewicht noch Vorerkrankungen, bin sportlich und ernähre mich gesund.
Leider gibt es in meinem nahen Umfeld diverse schwere Impfnebenwirkungen:
von Schlaganfällen über monatelange Erschöpfungszustände, unzähligen Entzündungen, langanhaltenden Kopfschmerzen und gynäkologischen Komplikationen ist alles dabei.
Mainstream-Medien und Politik haben eine Symbiose. Was nicht gesehen werden soll, wird nicht gezeigt.
Wie hast du reagiert als die Nachricht von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht kam?
Ich war fassungslos und verletzt, spürte zeitweise Ungewissheit, weil ich nicht wusste wie es weitergehen soll.
Gleichzeitig war da aber auch eine Vorfreude im Hinblick auf die bevorstehende Veränderung. Es gibt für mich immer zwei Möglichkeiten in intensiven Situation:
entweder man wird depressiv oder kreativ! Ich entschied mich für das Letztere und dafür ins Handeln zu kommen. Ich…
• meldete mich zum 15.03.2022 arbeitssuchend, um die Frist von drei Monaten einzuhalten,
• schloss eine Rechtsschutzversicherung ab, für alle Fälle und zur innen Beruhigung,
• schaltete eine Stellenanzeige, um die Allgemeinheit aufmerksam zu machen, welches Ausmaß diese Impfpflicht hat und um einen neuen Arbeitgeber zu finden,
• suchte den Kontakt mit anderen Betroffenen.
Der bayerische Ministerpräsident Söder hat vor kurzem angekündigt, dass es in Bayern ab dem 15.3. nun doch nicht zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht kommt. Ändert das etwas an deiner Entscheidung zu gehen?
Kurzfristig ja – langfristig nein, denn angeblich soll die Impfpflicht ja nicht aufgehoben, sondern nur verschoben werden.
Was sind deine langfristigen Pläne?
Langfristig sehe ich mich im Bereich HR. Ich habe mich in den letzten Jahren berufsbegleitend zur Fachwirtin für ambulante medizinische Versorgung weitergebildet.
Mit meinen Fachkenntnissen im Personalwesen sowie meiner inzwischen langjährigen Berufserfahrung sehe ich gute Chancen, in eine andere Branche zu wechseln.
Du hast eine 6-monatige Kündigungsfrist. Wie sehr beeinflusst das deine Entscheidung zu gehen?
Massiv.
Zu kündigen ohne einen neuen Job zu haben, ist kein beruhigendes Gefühl.
Einen neuen Arbeitgeber zu finden, der bereit ist 6 Monate auf mich zu warten ist eher unwahrscheinlich.
Gibt es in deinem Bereich Fachkräftemangel?
Fachkräfte sind immer rar, noch dazu diejenigen, die dann noch ins Team passen.
Du bist seit Frühjahr 2020 in Kurzarbeit?
Wie? Kurzarbeit? Du? Aber du bist doch systemrelevant, oder?! – So die häufigsten Reaktionen, wenn ich jemandem davon erzähle, dass ich in Kurzarbeit bin.
So fühlt es sich auch an: unverständlich und fast etwas surreal. Ich arbeite lediglich zwischen 20-25h pro Woche.
Was müsste passieren, dass du im aktuellen Arbeitsumfeld bleibst?
Da ist nichts mehr zu machen. Den medizinischen Bereich werde ich aus verschiedenen Gründen langfristig verlassen.
Auf der einen Seite ist die die betriebliche Situation nicht zufriedenstellend.
Auf der anderen Seite verhalten sich Patientinnen und deren Angehörige uns Mitarbeitern gegenüber immer wieder beleidigend, respektlos, fordernd, wenig verständlich.
Da hilft „klatschen“ wenig. Sie haben hohe Erwartungshaltungen und immenses Anspruchsdenken nach dem Motto: „Ich, jetzt, sofort, schnell“.
Wir werden für die Umstände wie z. B. Besuchsverbote oder die Testpflicht verantwortlich gemacht.
Wer in deinem Umfeld wäre von deinem Jobverlust betroffen?
Aktiv betroffen wäre nur ich. Mein Partner und mein familiäres Umfeld unterstützen mich absolut in meiner Haltung.
Im Freundeskreis ist die Reaktion geteilt. Am meisten hat mich die Verzweiflung einer Kollegin getroffen, die schlaflose Nächte verbringt.
Sie hat Zukunftsangst, weil sie noch mehr Arbeit zu erledigen hat, wenn ihre Kolleginnen ihren Job nicht mehr ausführen dürfen.
Wer wendet sich von dir ab? Wer ist loyal dir gegenüber?
Vereinzelte Freunde sind inzwischen nur noch Bekannte.
Der Großteil des Freundeskreises und der Kollegen, sowie einer der beiden Chefs sind mir gegenüber völlig loyal und akzeptieren meine Einstellung.
Wer oder was hilft dir in deiner Situation?
Der Kontakt mit ebenfalls Betroffenen, ein dosierter Medienkonsum und Bergsport.
Hast du dich persönlich durch diese Erfahrung verändert? Wenn ja, wie?
In der ersten Kurzarbeit im Frühling 2020 dachte ich, dass ich mit meiner medizinischen Kompetenz während der Pandemie nicht auf der Couch liegen kann.
Innerhalb von drei Telefonaten in 30 Minuten hatte ich drei Jobangebote. Entschieden habe ich mich für den Nebenjob, der mir persönlich als größte Herausforderung erschienen ist.
Dieser Schritt hat sich für mich absolut gelohnt! Fachlich und vor Allem persönlich konnte ich mich dadurch entwickeln. Meine Angst vor einem Jobwechsel ist für mich jetzt unbegründet.
Was würdest du heute anderen raten, die in eine solche Situation kommen?
In keinem Fall selbst kündigen.
