Your address will show here +12 34 56 78
Jobverlust

Kündigungsschutzklage lohnt sich!

Erfolgreich gegen Kündigung vorgehen und zur Arbeitsstelle zurückkehren

Interview mit Melanie S.* 31, Kaufmännische Angestellte

 

Was ist passiert?

 

Als ich 2016 in der Firma im Chiemgau anfing zu arbeiten, lief erstmal alles gut. Ich bekam dort recht schnell positive Rückmeldungen. Es gefiel mir richtig klasse und ich fühlte mich wohl. Das fiel auch meinem Chef auf. Nach der Probezeit gab es ebenfalls nichts Negatives. Ich hatte viel Kundenkontakt und bekam regelmäßig Schulungen. Der richtige Umgang mit Geschäftspartnern war für uns sehr wichtig, da immer wieder Testbesuche erfolgten oder Testanrufe durchgeführt wurden.

 

 

Kündigung ohne Vorwarnung

 

 

Eines Tages, ich hatte Spätdienst, wurde ich gegen Feierabend zum Chef ins Büro gerufen. Er meinte, dass ich jetzt fast ein Jahr da wäre, ich mich nicht weiterentwickelt hätte und bei manchen Kunden mit meiner Art nicht gut ankäme.

 

 

Die Kündigung kam für mich völlig überraschend, weil vorher nie was gesagt wurde. Wenn Probleme auftauchten oder mir Fehler unterliefen, übernahm ich dafür die Verantwortung. Mir war es wichtig zügig eine Lösung zu finden und den Kunden zufriedenzustellen. Ich handelte dabei nicht eigenmächtig, sondern immer nach Rücksprache mit meinen Vorgesetzten. Meine Vorgehensweise kam gut an und wurde auch gelobt.

 

 

Dann kam auf einmal diese Kündigung.

 

 

Ich war total geschockt und mir kamen die Tränen. Ich konnte das gar nicht verstehen, wollte wissen warum mir plötzlich gekündigt wird und versuchte meinen Chef von dem Gegenteil zu überzeugen – ohne Erfolg.

 

 

Letztendlich musste ich gehen, weil manche Kunden nicht mit meinem Wesen zurechtkamen. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich nicht aus der Region stammte und somit auch nicht den heimischen Dialekt sprach.

 

 

Was war am schlimmsten für dich in der Situation?

 

 

Ich fühlte mich ausgenutzt, war immer da, machte viele Überstunden, arbeitete auch samstags. Das machte ich gerne, die Arbeit machte mir schließlich Spaß. Dann wurde einfach nichts gesagt und ich wurde plötzlich rausgeschmissen. Dabei hatte ich mir viel Mühe gegeben – für was?

 

 

Wie war das dann nach dem Trennungsgespräch? Wie ging's dann weiter?

 

 

Die Freistellung erfolgte sofort. Ich hatte gar keine Möglichkeit mehr an meinen Arbeitsplatz zurückzukehren und mich zu verabschieden. Anschließend habe ich mich sofort informiert, mit meinen Eltern und Freunden gesprochen. Dann bekam ich eine Empfehlung von einem Anwalt und ließ mich von ihm beraten. Er fragte nach einer Rechtsschutzversicherung, die ich leider nicht abgeschlossen hatte, und informierte mich über meine Rechte. Letztendlich kam für mich nur eine Schutzklage in Frage mit dem Ziel, anschließend wieder in die Firma zurückzugehen oder eine Abfindung auszuhandeln und das Unternehmen zu verlassen.

 

 

Hast du mit den Kollegen noch Kontakt gehabt?

 

 

Ja habe ich. Mit einer Kollegin war ich auch befreundet. Sie hat mich immer über die Geschehnisse in der Firma auf dem Laufenden gehalten. Einen Tag nach meiner Freistellung wurden meine nächsten Kollegen ins Büro geholt und ihnen mitgeteilt, dass man sich von mir getrennt hätte, da ich nicht so gut bei manchen Kunden ankam. Meine Kollegen waren geschockt und vertraten die Meinung, dass ich mir nichts zu Schulden hatte kommen lassen. Gleichzeitig wurde schon die neue Kollegin für den nächsten Arbeitstag angekündigt. Sie fing an, ist inzwischen jedoch auch schon wieder weg. Sie kam aus Österreich und erhielt viel weniger Gehalt. Sie hätte mehr Arbeitslosengeld bekommen als das, was sie ihr in der Firma bezahlt haben. Das hat sie dann auch so den Chefs gesagt. Sie hat das gar nicht wirklich interessiert. Letztendlich haben sie nichts gemacht und sie ist wieder gegangen.

 

 

Wie ging die Geschichte für dich weiter?

 

Innerhalb von drei Wochen habe ich dann Kündigungsschutzklage eingereicht. Drei Wochen später kam es dann schon zu einem Verhandlungstermin, der zu einer außergerichtlichen Einigung führte.

 

 

Mein Anwalt bot mir an bei dem Termin präsent zu sein, aber das wollte ich dann irgendwie auch nicht. Die Anwälte handelten aus, dass ich entweder anderthalb Bruttogehälter bekomme oder dass ich in den Betrieb zurückgehe. Mein erster Gedanke war, nicht zurückzugehen. Schließlich hatte ich nichts falschgemacht und ich wollte mir auch nicht die Blöße geben, dort wieder anzutanzen. Dann aber kam mir in den Sinn, dass es ja eher ein Zeichen von Stärke ist, dorthin zurückzukehren. Ich wollte denen zeigen, dass sie das mit mir nicht machen können. Die haben sich falsch verhalten und ich komme wieder. Ihr kriegt mich nicht so einfach los. Und diese anderthalb Gehälter wären unvorteilhaft gewesen, weil ich dann ja arbeitslos gewesen wäre und das Geld angerechnet wird. Letztendlich hätte ich davon gar nichts gehabt. Schließlich bin ich dann wieder zu meiner alten Arbeitsstelle zurückgegangen.

 

Erzähl, wie war es am ersten Tag?

 

 

Ich war ziemlich nervös und hatte Herzklopfen, weil ich ja nicht wusste, was mich erwartet, wie die Leute auf mich reagieren, vor allem auch von der Chefseite her.

 

 

Als ich auf dem Weg zu meinem alten Arbeitsplatz war, hat mich der Geschäftsführer schon mit dem Nachnamen gerufen. Vorher hatten wir uns geduzt. Er war normal freundlich, weder abweisend noch hat er mich schikaniert. Ich wurde aber nicht an dem ursprünglichen Arbeitsplatz eingesetzt. Stattdessen bekam ich niedrigere Schreibarbeiten.

 

 

Wie haben sich die Kollegen verhalten?

 

 

Eine Handvoll Kollegen fanden es klasse, dass ich wieder da bin. Als ich denen erzählte, dass ich mich eingeklagt habe, bekamen einige große Augen und gingen einen halben Schritt zurück. Ich vermute, dass sie nicht mehr mit mir gesehen werden wollten. Andere wiederum bestärkten mich in dem, was ich getan hatte. Sie meinten, dass man nicht alles mit sich machen lassen darf. Ich hätte das wirklich gut gemacht und dabei Mut bewiesen.
Wie ist es dann dazu gekommen, dass du dort endgültig aufgehört hast?

 

 

Nach der Freistellung hatte ich mir schon Gedanken gemacht, wie das jetzt weitergehen soll. Anfangs stand für mich ja erstmal fest, dass ich da nicht zurückgehe. Dann habe ich mich intensiv darüber informiert, wie ich mich weiterbilden kann, was ich dafür tun muss, ob ich Unterstützung bekomme und wie das dann finanziell einfach zu tragen ist. Schnell stand für mich fest, dass ich eine Weiterbildung mache. Vier Monate musste ich durchhalten, um nahtlos in den Lehrgang zu gehen. Zum Glück hatte ich auch noch Urlaub zwischendurch. Irgendwie kriegte ich die Zeit noch rum.

 

 

Wie hast du es geschafft? Wie war die Zeit dann diese paar Monate noch?

 

 

Langweilig. Manchmal war es schon schwer und mühsam, weil auch die Senior-Chefin zwischendurch da war. Die ist wie so ein kleines HB-Männchen, ein bisschen herablassend. An manchen Tagen war es schwieriger als an anderen. Das hing auch ein wenig von der Tagesverfassung ab. Aber ich wusste einfach, ich mache es nicht für immer, es ist bald vorbei und das war eigentlich, was mich über Wasser gehalten hat.

 

 

Jetzt wo du raus bist, welche Gefühle hast du jetzt, wenn du zurückblickst auch auf die Zeit, wo du wieder eingestiegen bist?

 

 

Also ich bin froh, dass ich das so gemacht habe, unter anderem natürlich auch wegen der finanziellen Situation, die ich hatte und dass es auch für die Zukunft besser aussieht für meinen Lebenslauf. Für mich persönlich weiß ich, dass ich nichts falschgemacht habe. Ich hatte zuvor noch nie gehört, dass meine Art schlecht ankommt.

 

 

Was hättest du in der Situation noch gebraucht?

 

 

Es wäre eigentlich schon hilfreich gewesen, eine Rechtschutzversicherung zu haben, weil man weiß, dass die Kosten von der Versicherung getragen werden. Der erste Monat nach der Freistellung wurde vom Arbeitgeber noch gezahlt. Dann gab es den Gerichtstermin, die Einigung und ich bin dann auch gleich wieder zurück. Ich habe dann den ganzen Juni vergütet bekommen, weil quasi die Firma im Verzug war. Letztendlich hatte ich dann nur noch die Kosten für den Rechtsanwalt.

 

 

Was würdest du heute anderen raten, die in eine solche Situation kommen?

 

 

Nicht gleich die Schuld bei sich selber suchen! Es war eben aus meiner Sicht eine ungerechtfertigte Kündigung.

 

 

Hast du irgendwas Positives aus der Kündigung gelernt?

 

 

Ja, dass man sich auf keinen Fall kleinhalten und alles gefallen lassen soll. Es kommt mir so vor, als wird man von Anfang so getrimmt, dass man den Fehler bei sich sucht, obwohl das eigentlich gar nicht so ist.

 

 

Woher hast du diese Stärke, dass du wirklich nicht klein beigegeben hast, sondern sogar den Mut hattest zurückzugehen? Worauf führst du das zurück?

 

 

Ich glaube es liegt zum Teil an meiner Person, am familiären Rückhalt und an meinen Freunden. Erst habe ich mir viel gefallen lassen und irgendwann habe ich mir gesagt, nein, das will ich gar nicht und das muss ich auch gar nicht. Der Ton macht einfach auch die Musik. Ich bin auch ein Mensch! Mich hat schon ziemlich geprägt, dass man sich nichts gefallen lassen soll. Und deswegen dachte ich dann nein, andere sollen sehen, so kann man mit jemanden nicht umgehen und einfach kündigen.

 

 

Was nimmst du aus der alten Geschichte mit?

 

 

Also wenn ich nochmal in solch eine Situation komme, würde ich erstmal versuchen mit den Leuten zu reden. Einfach so entlassen könnt ihr mich gar nicht. Es gibt keine Vorgespräche, es gibt keine Abmahnung. Sagt mir genau, wann ich wie was gemacht habe. Ich war nicht frech oder unfreundlich, habe niemanden beleidigt. Dann sollen die erstmal zeigen und belegen, was ich wem gesagt oder getan habe. Ich würde sagen, dass das gar nicht geht, dass ich auch Rechte habe. Bevor ich die Kündigung unterschreibe, würde ich sie erstmal prüfen lassen.

 

 

Wenn du jetzt nach vorne schaust, mit welchen Gefühlen gehst du an deine nächste Tätigkeit? Wie gehst du da jetzt ran?

 

 

Klar werde ich das immer im Hinterkopf behalten, was mir wiederfahren ist. Das kann ich natürlich nicht vergessen. Aber ich bleibe einfach so wie ich bin und mache meine Arbeit so gut wie möglich. Ich versuche nicht daran zu denken, dass das jetzt wieder passieren kann. Nein, ich würde es jetzt nicht anders machen.

 

 

Was wünscht du dir für den nächsten Job?

 

 

Auf jeden Fall wünsche ich mir für meine nächste Arbeitsstelle, dass ich als Mensch respektiert und akzeptiert werde. Nur weil ich nicht aus der Region komme und einen anderen Dialekt spreche, bedeutet das noch lange nicht, dass ich weniger wert bin. Mir ist außerdem wichtig, dass meine Arbeitsleistung honoriert wird und ich mit meinem Einsatz etwas zum großen Ganzen beitragen kann.

 

Mein Angebot für Dich
Autor:

Everhard Uphoff

SCHLAGWÖRTER:

Kündigung, Kündigungsschutzklage, Entlassung, gefeuert, Jobverlust, Sport, Management, Führungskräfte

Impressum | Datenschutz