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Corona: Quereinstieg über Zeitarbeit


Office Managerin kassiert 300 Absagen und ist am Ende schockverliebt




Meine heutige Interviewpartnerin ist Yolanda S.



Die studierte Betriebswirtin ist Anfang 40, hat schon einige berufliche Stationen hinter sich und bezeichnet sich als eine, die ein Berufs-Nomaden-Leben führt. Mehrere Jahre war sie als klassische persönliche Assistentin für die Geschäftsführung oder den Vorstand tätig. In ihrer aktuellen Tätigkeit arbeitet sie bereits seit fast 2 Jahren als Office-Managerin für ein IT-Software-Entwicklungsunternehmen.

Die Firma ist eine Aktiengesellschaft mit 120 Mitarbeitern weltweit. Yolanda S. bekam mit der Einstellung in der Firma unter anderem den Auftrag, Prozesse zu analysieren und zu optimieren. Entsprechend sprach sie Missstände an und unterbreitete Verbesserungsvorschläge, die auch für gut befunden und einstimmig angenommen wurden. Als sie mit der Umsetzung beginnt, eckt sie bei den Kollegen an.

Diese wiederum beschweren sich bei ihrer Chefin und lästern hinter ihrem Rücken. Eine konstruktive Feedbackkultur existiert nicht. Mit der Zeit realisiert sie, dass sie durch ihre strukturierte Arbeitsweise und mit ihrer Art zu viel Unruhe in den Betrieb hineinbringt und die Abläufe „stört“. Die „künstlerische und freie“ Arbeitsweise der Mitarbeiter funktioniert nicht mehr.

Yolanda ist frustriert, fühlt sich wie „Sand im Getriebe“ und fehl am Platz. Sie überlegt, ob sie selber die Reißleine ziehen und gehen soll.


Was ist dann passiert?


Zum Jahresende wurden meine Kollegin und ich (beide aus dem Back-Office) zum „Mitarbeitergespräch“ geladen. In der Gesprächseinladung stand noch: „Ihr müsst nichts vorbereiten. 😊“ (inkl. Smiley). In dem Gespräch mit meiner Chefin und einem HR-Vertreter wurde ich gefragt, ob ich eine Vorstellung habe, warum ich hier sitze.

Da bekam ich eine Ahnung, habe mich aber weiterhin unwissend gestellt. In den folgenden 45 Minuten wurden mir verschiedene Dinge genannt, warum meine Chefin mit mir unzufrieden war. Dabei blieb es allerdings nicht. Es stellte sich heraus, dass sich mein Arbeitgeber von mir trennen wollte.

In dem Moment, als mir die drei folgenden Optionen zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses aufgelistet wurden, war mir das schlagartig klar:

Option 1: Aufhebungsvertrag mit 1 Bruttomonatsgehalt mit einem Beratungsgutschein in Höhe eines vierstelligen Betrages.
Option 2: Aufhebungsvertrag mit 2 Bruttomonatsgehältern.
Option 3: Eine ordentliche Kündigung ohne weitere Boni.

Als ich sagte, dass ich das Angebot dann mitnehme und eine Nacht drüber schlafen wolle, wurde mit gesagt, dass das nicht ginge. Ich sollte mich JETZT entscheiden. Daraufhin wollte ich mit meinem Partner telefonieren, was man mir zunächst untersagen wollte („Was hat er mit uns zu tun? Du hast den Arbeitsvertrag mit uns, nicht er.“).

Als ich darauf bestand und argumentierte, dass er, was die Finanzen angeht, sehr wohl mit drinhängt und ich das mit ihm klären möchte, sind sie eingeknickt. Ich wurde ins Büro begleitet, als ich mein privates Handy holte und habe mit ihm telefoniert. Mein Partner riet mir, mich ordentlich kündigen zu lassen.

Ich war jedoch zu feige, habe zu sehr das Geld gesehen und mich letztlich für den Aufhebungsvertrag mit 2 Bruttogehältern entschieden, was mein Partner mir aber nie zum Vorwurf gemacht hat. Die Folge davon? Ich wurde für 3 Monate beim Arbeitsamt gesperrt. Wenn ich nochmal in die gleiche Situation käme, würde ich es auf eine ordentliche Kündigung und ein Gerichtsverfahren ankommen lassen.


Wie war deine Chefin?


Meine Vorgesetzte war dem Vorstand gegenüber unglaublich devot und unterwürfig. Sie stand nicht hinter dem Team, war oft nicht ansprechbar.

Bei Problemen, sowohl fachlich als auch menschlich, hat sie sich weder gekümmert noch rechtzeitig eingegriffen. Ganz im Gegenteil, sie steckte den Kopf in den Sand, als es bereits zu spät war und Konflikte eskalierten.


Wie hast du die Führungskultur und das Betriebsklima in der Firma erlebt?


Es gab eine Laissez-faire Politik.

Gleichzeitig wurde man öffentlich an den Pranger gestellt, wenn Fehler gemacht wurden oder sich ein Mitarbeiter nicht „unternehmenskonform“ verhalten hat. Nur wer die Unternehmensdenke hatte, wurde gefordert und gefördert.

Alle anderen wurden gemobbt. Ihnen wurden die weniger lukrativen Arbeitsaufträge zugeteilt. In WhatsApp-Gruppen wurden diese, teilweise mit Kommentaren deutlich unter der Gürtellinie angegangen.

Aus meiner Sicht wurde das von der Führung initiiert und die Mitarbeiter zu diesem Verhalten angestachelt.

Die Unternehmenslieblinge wurden hingegen protegiert, bekamen Beförderungen sowie Boni und konnten sich ohne Konsequenzen alles herausnehmen.


Wie hast du auf das Trennungsgespräch reagiert?


Ich bin wie ein Roboter in einen Automatismus gefallen. Meine Emotionen sind gefühlt auf 0 heruntergefahren. Ich habe versucht so logisch, so gut, so bedacht, so weitsichtig wie möglich zu handeln und den Überblick zu behalten.


Was waren die stärksten Emotionen?

• Wut über die Unwahrheit
• Angst vor der Zukunft
• Verzweiflung


Hat sich deine Kündigung angebahnt?


Für mich war das nicht wirklich absehbar. Dass man mit mir nicht zu 100 % zufrieden war, war im zweiten Teil der Probezeit schon klar.


Wer in deinem Umfeld war von der Kündigung betroffen?


Glücklicherweise nur mein Partner (wir haben keine Kinder). Er war verständnisvoll und hat mir Mut gemacht, dass wir das schon irgendwie hinbekommen.

Meine Eltern haben mir Unterstützung zugesagt und standen auch zu mir. Freunde ermutigten mich.


Wer profitierte davon, dass du gehst?


Die Office-Managerin, die aus dem Erziehungsurlaub zurückkam, und die Senior Office-Managerin, die nach mir eingestellt wurde.


Wie war dein letzter Arbeitstag?


Ich bin normal zur Arbeit und hatte unerwartet mein Kündigungsgespräch. Danach packte ich meine persönlichen Sachen zusammen und habe mit meiner Kollegin, die ich sehr mochte, noch eine vernünftige Übergabe gemacht. Sie war die Senior Office Managerin und hatte ihr „Mitarbeitergespräch“ genau vor mir.

Und in diesem Gespräch wurde ihr gesagt, dass man mir kündigen wird, d.h. sie wusste das vor mir. Sie war danach so durch den Wind. So hatte ich sie zuvor nie erlebt. Und ihr war das sichtlich peinlich, als ich sie im Nachgang darauf angesprochen hatte.

Sie hat aber meine professionelle Art, meine gute Übergabe und auch, dass ich im Nachgang für sie noch da war und ihr Tipps gegeben habe, sehr erstaunt und zeigte sich dankbar dafür. Nach der Übergabe habe ich mich von allen Kollegen, die noch vor Ort waren, verabschiedet und bin vorsichtig nach Hause gefahren.

Abteilungsfremde Mitarbeiter wurden parallel von anderer Seite informiert, so dass sie schon Bescheid wussten. Meine Teamkollegen waren an dem Nachmittag alle schon weg oder mit fadenscheinigen Gründen nach Hause geschickt worden.

Erst am nächsten Tag wurden diese in einer Telefonkonferenz von meiner Ex-Chefin und HR informiert. Das Team hat laut meiner Senior-Kollegin sehr schockiert reagiert.


Wurdest du freigestellt?


Ja, direkt nach dem Kündigungsgespräch. Lediglich bei der Abwicklung der Arbeitspapiere gab es noch Kontakt per Mail. Das lief allerdings ohne große Probleme.


Hattest du eine Rechtsschutzversicherung?


Ja, von Anfang an in meinem Berufsleben. Der Anwalt hat mir keine Kosten berechnet. Auch der Eigenanteil wurde mir kulanzweise erlassen, weil es sich um eine Beratungsstunde gehandelt hat, wofür ich sehr dankbar bin.













Was würdest du heute anderen raten, die in eine solche Situation kommen?


Lass Dich nicht erpressen, so verlockend Aufhebungsangebote auch sind. Ein guter Arbeitgeber, der an einem guten, fairen Trennungsprozess interessiert ist, wird dich alle Möglichkeiten in Ruhe überdenken lassen und Dir auch die Möglichkeit geben, diese Optionen mit einem Anwalt zu besprechen.

Wenn man dich unter Druck setzt, lass Dich ordentlich kündigen, schalte einen Anwalt Deines Vertrauens ein (einen, der nicht auf seinen Ruf bedacht ist, sondern sich auch vor Gericht für Dich „prügelt“, wenn es sein muss) und lass es auf einen Gerichtsprozess ankommen.


Wie ging es mit dir nach dem Ausstieg aus der Firma weiter?


Ich habe mich beim Arbeitsamt gemeldet und ein Individual-Coaching freigegeben bekommen, durch das ich in einem weiterführenden Projekt mit anderen Frauen zusammenkam, die sich in einer ähnlichen Lage befanden.

Das neunmonatige Programm wurde von der Stadt und dem Bundesland, in dem ich wohnhaft bin, finanziert. Zudem versuchte ich in der Wohnung liegengebliebenes zu erledigen, zu dem ich sonst nicht gekommen war.

Ich versuchte meinen Partner zu unterstützen und ihm den Rücken frei zu halten, was ich aufgrund meines Zustandes mehr schlecht als recht hinbekam, was zu einer zusätzlichen Krise in der Partnerschaft führte; also noch eine weitere Baustelle.


Welche Rolle spielte Corona im gesamten Bewerbungsprozess?


Die Pandemie spielte eine sehr große Rolle. Ich war arbeitslos gemeldet und habe in acht Monaten 300 Bewerbungen geschrieben. Ich bewarb mich vorrangig auf Assistenz-Stellen, d.h. Assistenz der Geschäftsführung oder Vorstandsassistenz.

Es lief zäh, viele Unternehmen waren sehr zögerlich beim Einstellen. Bewerbungsgespräche hatte ich mehr als 50, die meisten aufgrund von Corona telefonisch oder online. Oft habe ich in den Gesprächen schon gemerkt, dass es nicht „passt“; entweder von deren oder meiner Seite.

Als Assistentin der Geschäftsführung muss die Wellenlänge stimmen. Ich muss mich wohlfühlen und darf nicht angespannt sein mit der Person. Als Assistentin bin ich quasi die Büro-Ehefrau (wie ein Ex-Chef von mir sagte). 

Ich war mir zu schade und bin zu alt, um Spielchen zu spielen. Sprich: Ich verhalte mich im Gespräch so, wie der Andere mich haben will. Hauptsache ich bekomme den Job. Das wollte ich nicht mehr. Entweder das Unternehmen kauft mich so ein wie ich bin oder es passt eben schlichtweg nicht.


Was hast du konkret getan, um wieder beruflich auf die Beine zu kommen?


Ich habe mich sehr intensiv beworben und mich viel mit anderen ausgetauscht. Mein Wunsch war es, DIE Stelle zu haben, nicht irgendeine.

Es sollte eine Stelle sein, bei der die Firma, der Chef, das Team sowohl jetzt als auch in Zukunft passt und wo ich langfristig Wurzeln schlagen kann, bei angemessenem Gehalt. Ich habe das Berufs-Nomaden-Leben satt.


Bewerben ist ja ein Vollzeitjob. Wie bist du bislang vorgegangen?

• Initiativ-Bewerbungen
• Personalvermittlungen / Head Hunter
• ARGE • Soziale Netzwerke (XING, LinkedIn)
• Online-Stellenbörsen
• Privates Netzwerk



Wenn du auf 2020 zurückblickst, welche Schlagwörter beschreiben am Besten deine berufliche Situation?

• Boreout
• Unterforderung
• DnV (Dienst nach Vorschrift)
• Wege finden, den Arbeitstag zu füllen – notfalls mit Privatem


Welche Werte sind dir in der Berufswelt wirklich wichtig?


Wahrheit, Glaube, Respekt, Freude, Ausgeglichenheit, Effizienz, Struktur, Einfühlungsvermögen, Güte, Vertrauen, Förderung, offene Feedbackkultur in alle Richtungen über die „Silos“ hinaus.

Was gar nicht geht sind Hüh-Hott-Ansagen, Lästerei, Mobbing, Missgunst, Neid.



Wie war dein Stresslevel in dieser für dich schwierigen Transformation?

Hoch.


Gab es Schwachpunkte im Körper?


Ja, ich war oft sehr müde und brauchte mehr Schlaf. Ich hatte Magen-Darm-Probleme,  meine Konzentration und mein Erinnerungsvermögen waren deutlich angeschlagen.

Faux-pas, die mir früher nie passiert wären, ereigneten sich nun täglich, teilweise mehrfach.


Wie bist du mit Wut umgegangen?


Ich habe mich viel mit anderen ausgetauscht und mich zum Sport gezwungen, wenn ich nicht krank war.


Wie haben sich die Emotionen seit dem Ausstieg verändert?


Die Firma hat mit mir nichts mehr zu tun. Wenn ich in den Ort der Firma fahre oder sogar dran vorbei, habe nur noch ein leichtes unangenehmes Gefühl, aber das Magenzusammenziehen ist weg.

Was mich dann mehr belastete, war die Angst, dass ich nicht rechtzeitig vor dem Auslaufen des Arbeitslosengeldes einen neuen Job habe.


Bist du eher jemand, der die Dinge mit sich selber ausmacht?


Ja, bin ich. Ich hab das Gefühl, dass es bei allen anderen „rund“ läuft und ich die Einzige bin, die die Spielregeln der Welt nicht zu verstehen scheint.

Je mehr ich mich jetzt geöffnet habe, umso mehr entdecke ich, dass es anderen auch so geht. Das erleichtert und ich weine den Stress förmlich raus.


Wenn du zurückblickst, was denkst du, wo stehst du jetzt, im Ablösungsprozess von der alten Firma?


War kurz und schmerzlos, von daher okay. Was nicht okay war, war die Erpressung.

Aber es ist jetzt so wie es ist und ich habe ihnen immer wieder vergeben und damit die emotionale Verbindung gekappt. Ich bin wieder frei.


Was hast du mitgenommen aus dieser Zeit?


Die Erfahrung, wie ein IT-Ticketsystem funktioniert. Das ist ein Mehrwert in meinem Kompetenzprofil und untermauert meine IT-Affinität sowie meine Erfahrung als IT-Key-/-Power-User.


Haben sich deine Essgewohnheiten verändert?


Seit einigen Monaten habe ich immer weniger Appetit. Mir wird regelmäßig schlecht.


Wie hast du den Tag während der Neuorientierung verbracht?


Ich versuchte jedem Tag eine Struktur zu geben, wobei da schon jeder Tag etwas anders aussah.

Es fiel mir aber manchmal sehr schwer, das durchzuziehen, abhängig von meiner Tagesform.

Ich war mir nicht sicher, ob ich von mir zu viel forderte oder mich von anderen zu sehr anstacheln ließ, dass ich mehr machen sollte bzw. zu wenig machte.


Hast du deine Entscheidung zu gehen rückblickend bereut?


Nein, ich glaube, es war gut, dass sie mich rausgeworfen haben. Ich war einfach zu feige und zu ängstlich, den Schritt selbst zu tun.


Wie bist du letztendlich zu deinem neuen Job gekommen?


Über meine normale Bewerbungstätigkeit. Die Stelle war ausgeschrieben. Sie hat nicht zu 100 % auf mein Profil gepasst und ich hatte eigentlich gehofft, dass ich sie nicht bekomme.

Die Bewerbung sollte für das Arbeitsamt nur eine weitere Nummer sein, die meine Bewerbungs-Statistik in die Höhe treibt.

Leider ist das über Zeitarbeit und das gute Gehalt bricht mir mit dem Einsatz weg, falls es zu keiner Übernahme kommt.

Sollte es auf dieser Position allerdings nichts werden, kann ich mich intern bewerben und wäre beim gleichen Arbeitgeber. Der Einsatz ist bei der Zeitarbeit erst mal über 18 Monate eingekauft.

Das alles bringt unsere private Familienplanung durcheinander, aber damit müssen wir jetzt auch lernen umzugehen.


Was ist das für eine Stelle?


Früher war ich die klasssiche PA (Personal Assistant) für Geschäftsführer und Vorstände. In meiner neuen Stelle über die Zeitarbeit bin ich jetzt angestellt für eine Tätigkeit, die ich nie gelernt habe und mir nie hätte vorstellen können. Jetzt bin ich für die kaufmännische Betreuung der IT-Systeme in der Bank im B2B-Bereich verantwortlich.

Als Asset Owner bin ich in der Bank für Programme inklusive deren Module und Services zuständig. Diese müssen sowohl den Anforderungen der Abteilungen, die dieses Asset wollen, entsprechen als auch sämtlichen gesetzlichen Vorgaben, Vorgaben von der BaFin als auch sämtlichen internen Richtlinien. Da sich diese ändern können, müssen die Assets auch regelmäßig rezertifiziert werden.

Außerdem müssen sie gegen Cyberkriminalität geschützt und Stresstests (DDoS = Denial of Services) unterzogen werden. Letzteres ist wichtig, weil z.B. zum Jahresbeginn sich zum gleichen Zeitpunkt viele Bankkunden einloggen, um z.B. die neuen Zinsen zu erfahren. Ein Stresstest sorgt dafür, dass das Asset standhält und nicht unter dem großen Ansturm zusammenbricht.


Wann hast du angefangen?


Im Spätsommer 2020 – gleich im Home Office. Die ersten zwei Wochen habe ich mich in alle möglichen Dokumente eingelesen und mir ein grobes Bild verschafft. Die Einarbeitung fand über das Home Office und per Skype statt, wovor ich viel Respekt hatte, weil ich mich durch das meiste alleine durchwurschteln und durchfragen musste.

Das war teilweise frustrierend, weil ich zu Beginn kaum etwas machen konnte, zumal wir ein Dreierteam sind und eine Kollegin kurze Zeit danach krankheitsbedingt mehrere Monate ausfiel. Der „übrige Kollege“ hatte viel zu tun und ich wollte ihm nicht auch noch unnötig die Zeit stehlen. Trotzdem haben wir es unter diesen widrigen Umständen geschafft, ein gutes Team zu werden, das sich unterstützt, vertraut und füreinander da ist.


Wie waren die ersten Monate auf der neuen Arbeit?

• Die Atmosphäre in der Abteilung war gut, humorvoll und respektvoll.
• Offene Gespräche, kein Drumherum, direkte und freundliche Kommunikation.
• Ich wurde mit offenen Armen empfangen.
• Ich hatte vor der Aufgabe, die ganz anders ist als die PA (Personal Assistant), einen Heidenrespekt.
• Ob ich das hinbekomme und die Chefin und das Team mit mir zufrieden sind und ich mich letztlich mit der Tätigkeit anfreunden kann, sollte die Zeit zeigen.


6 Monate später….

Yolanda: „Mit der Tätigkeit bin ich immer noch nicht ganz glücklich, aber ich finde mich langsam zurecht. Was die Atmosphäre im Unternehmen und in der Firma angeht, hätte ich es nicht besser treffen können. Leider ist die Stelle immer noch nicht genehmigt und somit bleibt sie auch vorerst befristet.

Wenn sich daran nichts ändert, dann werde ich nach den Sommerferien meine Fühler intern nach einer Direktanstellung ausstrecken. Sollte das intern nicht klappen, fallen erstmal zwei Drittel von meinem Gehalt bei der Zeitarbeit weg. Und das ist schon ein Batzen. Inwiefern bei einem Folgeeinsatz da wieder was dazukommt, hängt davon ab, wie viel der neue Einsatzort dann für mich bezahlt.

Alles etwas unbefriedigend, aber ich versuche das Beste draus zu machen. Die Tätigkeit hat deutlich an Spannung und Herausforderung gewonnen und ich bin so froh, dass ich mich darauf eingelassen habe und ins kalte Wasser gesprungen bin. Manchmal muss man Dinge einfach erst mal tun, um herauszufinden, ob sie einem liegen und Spaß machen (können).“


12 Monate später….

Yolanda: „Es hat nun doch geklappt und ich bin seit einigen Monaten bei der Bank unbefristet und direkt angestellt. Ich bin super glücklich und hätte nie gedacht, dass es sich so positiv für mich entwickelt. Wir arbeiten viel und hart, genießen dafür aber auch ein großes Vertrauen durch die Vorgesetzten, dürfen deutschlandweit von überall arbeiten. Ab dem kommenden Jahr sind sogar 30 Tage vom Ausland aus genehmigt.

Wir haben auch extrem viel Spaß, Humor und lachen viel. Es wird sich auch mal ausgekotzt, aber immer über die Sache, es wird nie über Personen gelästert. Das kenne ich so von Unternehmen, insbesondere so großen und aus der Bankenbranche, überhaupt nicht. Ich habe mich, insbesondere nach der Zeitarbeitszeit, hier echt schockverliebt (sowohl ins Unternehmen als auch in meinen Job) und hoffe, dass ich hier alt werden kann.

Ich wünsche es mir jedenfalls sehr. Ich fühle mich nach wie vor wohl. Das Team wächst immer mehr zusammen. Herausforderungen bleiben und das ist auch gut so, denn so bleiben wir in Bewegung. Meine Chefinnen sind der Hammer! Wenn alle Führungskräfte so wären, gäbe es weniger Probleme (das sage ich nach über einem Jahr!). Und auch in anderen Abteilungen habe ich mir einen Namen gemacht und viele Fürsprecher.

Derzeit läuft ein internes Programm, über das wir uns abteilungsübergreifend auch vernetzen und kennenlernen, was aber nicht in unsere Jahresleistung einfließt, sondern lediglich „Spaßfaktor“ haben soll. Gerade für mich als „Neuling“ eine super Gelegenheit Kontakte zu knüpfen, mit meinen Fähigkeiten zu glänzen und mein Potential einzubringen.“


Mein Slogan lautet: „Ich wurde gefeuert – zum Glück“ Was ist dein Glück?


Mein Glück ist mein Glaube, mein Partner und meine Eltern, auf die ich in Krisen immer zählen kann. Und auch meine Freunde und alle, die mich gecoacht haben bzw. es noch tun.

Ohne diesen Raum für meine persönliche Entwicklung stünde ich heute nicht da, wo ich jetzt bin, und hätte auch das Vertrauen ins Leben nicht zurückgewonnen.

Mittlerweile habe ich Spaß am Erfolg und kann ihn genießen ohne das Gefühl zu haben dafür „bezahlen“ zu müssen.


Was möchtest du mir abschließend noch mitteilen? 

• Fehler sind nicht das Gegenteil von Erfolg, sie sind Teil des Erfolges.
• Im Leben ist es wie im Straßenverkehr: Umwege erhöhen die Ortskenntnisse.
• Das Leben hat Schwingtüren: Nur weil Du durch eine Tür gegangen bist und feststellst, dass es nicht passt, heißt es nicht, dass Du nicht erneut durch diese Tür gehen und eine andere ausprobieren kannst.

Ich will damit sagen: Alles hat im Leben seinen Sinn. 


 

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