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Vom Chef belogen und knallhart abserviert


Umstrukturierung trifft auch engagierte und kreative Leistungsträger



Interview mit Dr. Peter H., 53.

Jetzt selbstständiger Unternehmensberater, vorher: Leitender Angestellter bei einem Big Name der Finanzbranche


Er hat das, von dem viele andere nur träumen können: einen hochdotierten und vielseitigen Job in einem Großunternehmen. Schritt für Schritt klettert er die Karriereleiter hinauf. Der promovierte Geisteswissenschaftler und Betriebswirt startet seine Karriere als Vorstandsassistent.
Ehrgeizig, leistungsorientiert und vorwärtsstrebend übernimmt Peter H. mit der Zeit höhere berufliche Aufgaben. Ein neuer Bereich entsteht. Er und sein Chef sind maßgeblich daran beteiligt, diesen zu entwickeln und zu gestalten. Über die Jahre wächst die Abteilung – aus Spezialisten werden 3 Teams mit 20 Kollegen in Deutschland und den USA.
Der inzwischen leitende Angestellte führt ein Team mit 5 Mitarbeitern. Er und seine Mannschaft sind zuständig für alle Themen und Projekte im Business-Bereich, die nicht klar einer Geschäftslinie zugeordnet werden können.
Seine Arbeit macht ihm gerade durch die vielen unterschiedlichen Sachverhalte von IT bis Compliance, von Reputationsrisiken bis Notfallplanung in Problembereichen oder der Aufbau neuer globaler Business-Einheiten sehr viel Spaß.


Was ist dann passiert?

Ein neuer CEO kam ans Ruder. Ein Restrukturierungsprojekt wurde ins Leben gerufen. Ziel war es, Verschlankungs- und Effizienzeffekte aufzuzeigen, Kosten zu reduzieren und den Gewinn zu steigern. Die Unruhe unter der Belegschaft war durch die Geheimniskrämerei, die rund um das Programm gemacht wurde, sehr hoch.
Der illustre Führungskreis von etwa 50 Fachbereichsleitern wurde zum totalen Schweigen verdonnert mit Androhung der sofortigen Kündigung. Mein Chef war stark in dem Projekt eingebunden und dadurch noch weniger greifbar als zuvor. Ich suchte das Gespräch mit ihm und fragte wiederholte nach, ob unser Bereich auch betroffen wäre.
Die Antwort lautete immer: „Nein, dazu machen wir zu wichtige Dinge. Euch gehen zu lassen, kann sich die Firma nicht leisten. Das wäre ja quatsch, die Besten loswerden zu wollen.“ Allerdings – und das kam mir dann erst hinterher – sprach mich mein Chef mehrmals an, ob ich denn die interessante Stelle in der Holding gesehen hätte.
Auf meine Rückfrage, ob er mich denn loswerden wolle, sagte er nur „Nein, nein, du bist ja einer der Besten hier. Dich lassen wir nicht gehen.“ Ich hatte auch konkret gefragt, ob ich mir denn Sorgen machen müsse und da lautete es dann nur: „Nein, nein, alles gut. Das würde ich Dir dann schon sagen.“
Warum er mich hier angelogen hat, verstehe ich bis heute nicht.












Wie kam es zum Jobende?

An einem Dienstag wurde vormittags vor der gesamten Belegschaft des Hauses (rund 500 Mitarbeiter) verkündet, dass man jetzt mit den Bereichen reden würde, in denen konkret abgebaut werden soll. Ich sprach danach auch meinen Chef an und bat um einen Termin, wie ich die Botschaft in mein Team bringen solle.
Er ging auch sofort darauf ein und gab mir für den gleichen Nachmittag einen Termin, jedoch nur eine halbe Stunde im Kalender. Ich dachte mir nur, na ja, das wird wohl das übliche „wie haben die Leute in deinem Team das aufgenommen“ – Gespräch, das wir schon einige Male hatten.
Fakt war, dass die Firmenleitung – was aus meiner Sicht auch unternehmerisch sinnvoll war – entschieden hatte, aus drei Teams (zwei in D und eines in USA) zwei zu machen. Damit wurde auch eine Leitungsposition frei. Wegen einer hohen Arbeitsauslastung bei uns kam ich nicht auf die Idee, dass meine Stelle in der Tat komplett eingestampft würde.
Ich hätte mir auch vorstellen können, quasi „degradiert“ zu werden und die Arbeit weiter zu machen. Das wäre für mich auch wohl oder übel akzeptabel gewesen. Die Wahl fiel auf mich, weil ich zehn Jahre älter als die Kollegin war und 30.000€ mehr im Jahr verdiente.
Zudem war ich auch viel kritischer als die Kollegin, die ohne Rück- und Verständnisfragen absolut jeden Auftrag sofort übernahm und ausführte. Aus der Sicht meines Chefs war ich sicher der „schwierigere“ von beiden Teamleitungen. Ganz offen – ich hätte an seiner Stelle auch mich genommen. Das machte einfach aus der Sicht meines Chefs mehr Sinn.


Wie war der Ablauf der Kündigung?


Was mich bis heute geschockt hat, war die Art, wie das Trennungsgespräch ablief. Das fand ich unter aller Kanone. Es verlief lehrbuchmäßig nach der alten Schule: „Peter, wie Du weißt, führen wir gerade Erstansprachen. Wir sind als Bereich auch davon betroffen.
Hiermit informiere ich Dich, dass wir uns von Dir trennen wollen. Du bist bis übermorgen freigestellt. Dann setzen wir uns zusammen und besprechen das Abfindungspaket.“


Wie hast du reagiert?

Die Trennung erwischte mich eiskalt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es zog mir zunächst einfach nur die Füße unter dem Boden weg. Es fühlte sich genauso an wie damals, als mir meine Mutter als 13-jährigen sagte, dass mein Vater eben am Herzinfarkt gestorben sei und wie damals, als mir als Ersthelfer nach einem Unfall ein 17-Jähriges Mädchen unter den Fingern wegstarb.
Dann wurde ich unglaublich wütend und auch sehr laut. Ich sagte, dass ich mich wehren würde und es doch wohl nicht sein könne, dass es in einem Konzern mit 170.000 Mitarbeitern keine Stelle mehr für mich geben würde. Als Antwort kam: „Bitte verhalte Dich professionell und ja, das ist so. Dafür bieten wir Dir ja auch eine Abfindung an und die ist wirklich gut.
Du kannst jetzt nach Hause. Wir sehen uns am Donnerstag.“ Das war es. Dieses Gespräch dauerte von 14:17 (er war zu spät gekommen, wie immer) bis 14:28 und das nach neun Jahren enger und freundschaftlicher Zusammenarbeit mit vielen gemeinsamen Erlebnissen.


Was war die stärkste Emotion?

Verletzung und Ungerechtigkeit („Ich habe doch echt so viel hier gemacht…“), eine unglaubliche Wut, das Gefühl der Ohnmacht sowie Hilflosigkeit. Meine Kollegin – die andere Teamleiterin – fing das Weinen an, als er mich an sie übergab (er hatte um 14.30 Uhr bereits einen Folgetermin). Sie begleitete mich dann zum Ausgang.
In meinem Team hat mich eine meiner Mitarbeiterinnen erlebt, wie ich zitternd vor Wut begann, mein Büro völlig sinnlos leer zu räumen und private Dinge wie die Fotos von meinen Kindern und die Pflanzen zusammen zu räumen. Im Nachhinein war ich eben völlig daneben, denn ich war ja dann noch vier Monate im Office.
Ich weiß auch gar nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin. Auf der Heimfahrt hatte ich dann einen Zusammenbruch mit Weinkrampf. Sofort rief ich meine Frau an, die zum Glück an diesem Tag keinen Dienst hatte.
Der Wunsch, das Auto in den Gegenverkehr zu steuern war schon sehr groß in diesem Moment der totalen Verzweiflung und der Wut. Ich glaube, dass ich auch sehr schnell gefahren bin.


Wie war dein letzter Arbeitstag?


Die letzten 4 Monate meiner insgesamt 19-jährigen Tätigkeit bei der Firma war ich freigestellt. Am Ende kam ich nochmal für ein zehnminütiges Gespräch beim Chef ins Büro.

Ich gab meinen Mitarbeiterausweis ab und löschte die „Good for Enterprise App“ in seinem Beisein. Zum Schluss gaben wir uns noch die Hände. Das war es. Ende.


Wer oder was hat dir in der Krisenzeit geholfen?


Vor allem meine Frau hat mich aufgefangen und gesagt, dass ich ja nun einer von mehreren in ihrem Bekanntenkreis wäre, die es eben erwischt hätte.

Das hat mich dann am Abend der Kündigung und den darauffolgenden Tagen sehr aufgebaut.


Wie sahen die Trennungskonditionen aus?


Bei dem Folgegespräch war auch die HR-Business Partnerin dabei und wir sind durch das Abfindungsangebot gegangen. Nachdem die Summe mit Sprinterprämie brutto fast drei Jahresgehälter ausmachte war ich auch schnell dabei, den Aufhebungsvertrag mit dem Anwalt durchzugehen. Unsere Änderungswünsche wurden alle akzeptiert.
Auch mit dem Top-Arbeitszeugnis gab es keine Probleme. Die Freistellung bei vollen Bezügen plus einer sechsstelligen Abfindung erleichterte mir den Wechsel. Daher will ich nicht klagen – das war schon mega-fair und anständig.
Zudem sprach mich sofort nach Bekanntwerden eine Beraterfirma im Haus an, ob ich nicht zu ihnen wechseln wollen würde, um ein Projekt aus meinem Themengebiet nun quasi auf der anderen Seite als externer Berater zum gleichen Gehalt fortführen zu wollen.

Hast du Klage eingereicht?


Nein.


Wie zufrieden warst du mit deinem Anwalt?


Sehr zufrieden. Er kannte meinen Arbeitgeber aus anderen Verfahren.


Hattest du eine Rechtsschutzversicherung?


Ja. Ich denke, jeder der heute in einen Job eintritt, ist mehr als gut beraten, sich hier abzusichern und ist umgekehrt wahnsinnig, wenn er oder sie es nicht tut. Dadurch, dass ich einen Arbeitsrechtsschutz hatte, blieben die rechtliche Prüfung des Aufhebungsvertrages sowie die Überarbeitung des Zeugnisses kostenfrei für mich.


Erzähl mal. Wie war dein Chef?


Mein Chef war ein typischer Politiker. Er war stets freundlich, herzlich und gut aufgelegt. Im Führungsalltag war er einerseits sehr menschlich, andererseits zeichnete er sich auch durch eine hohe Flexibilität im Beckenendbereich aus. Rief der Herr Vorstand – wir waren eine Stabsstelle – musste gesprungen werden.
Home Office kam angesichts der vermeintlichen Notwendigkeit, permanent zur Verfügung zu stehen genauso wenig in Frage, wie an Weihnachten auch mal das Büro nur über VPN-Zugang von zuhause aus zu betreiben. Dabei fiel der Job meistens auf mich, weil die jüngere Kollegin es geschickter und geschmeidiger als ich verstand, sich aus der Schusslinie zu nehmen.
Gleichzeitig galt der Spruch „quod licet iovi, non licet bovi („Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt“). Mein Vorgesetzter kam auch mal erst mittags ins Büro und gestattete sich selbst großzügig Home Office wie es ihm gerade passte – die Truppen waren ja fleissig vor Ort zugange.
Arbeit und Projekte wurden dagegen sehr rasch weitergegeben, denn „ich kann mich ja auf Euch verlassen.“ Er sah auch kein Problem darin, alle drei Wochen für vier Tage in die USA zum dritten Team zu fliegen. Dafür musste halt dann am Reise-Etat an anderer Stelle gespart werden.
Ob da die eine oder andere Business-Einheit etwa in Brasilien dringendst mal persönlich geschult werden müsste, fiel dann unter den Tisch. „Mach doch da ein Webinar“. Und als es dann in der Tat vor Ort brannte, wurde kein Zusammenhang gesehen. Gespart wurde auch an Gehaltserhöhungen oder Weiterbildungen für die Mitarbeiter in den drei Teams.
Während mein Chef selber fett Bonus kassierte, hielt er die Ameisen knapp. Die regelmäßigen 1:1 Gespräche sahen meistens so aus, dass eine fachlich-inhaltliche Diskussion nicht stattfand, sondern primär Geschichten aus dem Privatbereich erzählt wurden.


Wie war die Machtstruktur in der Firma?


Das globale Unternehmen vereinte lange Jahre die Vor- und Nachteile eines Startups mit denen eines Großkonzerns: eine klassische Matrix mit Trennung in funktionale und disziplinarische Berichtslinien.
Es gab relativ flache Hierarchien (vier Ebenen plus Vorstand) mit gewaltigen Gehaltssprüngen vom Sachbearbeiter (Durchschnitt 50k) zum Team-Lead (90k) zum Abteilungsleiter (150k) zum Fachbereichsleiter (300k) zum Vorstand (3 Mio.+++)


Wie war die Führungskultur?


Wir hatten einen globalen direkten Managementstil: sehr schnell und flexibel, hart und ergebnisorientiert.


Wie war das Betriebsklima?


Das hing vom jeweiligen Chef ab. Es gab gute menschliche und auch erfolgreiche Bereiche und Abteilungen, in denen Burn-outs, Mobbing und Angst den Alltag ausmachten.

Um bildlich zu sprechen: Der Druck in puncto Ergebnis traf auf eine leistungs- und selbstausbeutungsbereite Mitarbeiterschaft.


Hast du heute noch Kontakt zu deinem alten Arbeitgeber?


Es stellte sich heraus, dass an dem Spruch „friends for a reason, a time or a life“ was dran war. Mit den Kollegen von damals bin ich bis heute vernetzt und tausche mich gelegentlich aus. Mit zwei Kollegen gibt es zweimal im Jahr einen gemeinsamen Kaffee. Von den angesprochenen sieben Führungskräften in der Zentrale war ich der einzige, der das Angebot angenommen hatte.
Die anderen haben die betriebsbedingte Kündigung abgewartet und dann prozessiert oder haben im Konzern gewechselt – was man – wie ich später erfuhr – durchaus hätte tun können. Mein Chef hatte mich darüber im Trennungsgespräch gar nicht informiert.
Insofern war ich auch ein Paradebeispiel für Flexibilität und Veränderungsbereitschaft, zumal ich ja dann als Dreh-Tür-Berater wieder da war.


Was würdest du heute anders machen?


Heute würde ich mich nicht mehr auf der „sicheren Seite“ wähnen. Ich weiss, dass es naiv ist zu glauben, Leistung und Engagement würden einem helfen, nicht rauszufliegen. Ein Kollege sagte mal: „Die Verdienste für die Gesellschaft sind mit dem letzten Gehalt abgegolten. Konzerne sind nachtragend, undankbar und vergesslich.“ Recht hat er.
Heute würde ich mich in der Übergabezeit von vier Monaten nicht mehr so kümmern, wie ich es da noch getan hatte, sondern auch häufiger krank machen und faul sein. Ich denke auch nicht, dass ich mich jemals wieder von einem Großunternehmen anstellen lassen wollen würde, es sei denn die Konditionen wären außerordentlich gut.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ich würde mehr als Söldner und nicht als engagierter Mitarbeiter auftreten und das machen, was erwartet wird, aber keinen Strich mehr.


Hast du dich persönlich durch diese Erfahrung verändert? Wenn ja, wie?


Ich bin im Nachhinein froh um die Erfahrung, denn ich habe meine Berufung gefunden und hatte die Gelegenheit, dies dank meiner finanziellen Absicherung auch zu realisieren.


Was würdest du heute anderen raten, die in eine solche Situation kommen?


Es tut immer wieder gut, sich daran zu erinnern, dass das Leben weitergeht. Es ist auch gut zu wissen, dass eine Trennung im Job oftmals nichts mit eigenen Fehlern oder schlechter Arbeitsleistung zu tun hat. Was auch hilft, ist sich darauf zu besinnen, was man kann.
Wenn dann nach ein paar Wochen immer noch der Schuh drückt, würde ich auf jeden Fall einen entsprechenden Coach aufzusuchen, der mit so etwas Erfahrung hat.


Wie ging es mit dir nach dem Ausstieg weiter?


Ich habe dann einige Monate später in der Unternehmensberatung angefangen. Die ersten Monate waren toll. Dann aber begann die Stimmung mit einem der beiden Chefs zu kippen. Offenbar entsprach ich nicht seinen Erwartungen.
Die Stimmung wurde von Woche zu Woche mieser bis ich dann von mir aus kündigte.


Wie war dein Stresslevel in dieser für dich schwierigen Zeit des Umbruchs?


Anfangs sehr hoch. Danach entspannte sich die Situation. Ich war erleichtert und entdeckte die Freuden am Leben wieder.


Wie hast du den Tag verbracht?


Fest strukturiert.


Haben sich deine Essgewohnheiten verändert?


Ja, am Anfang schon. Da gab es den Reflex, sich über Essen etwas Gutes tun zu wollen. Ich habe dann aber mit Intervallfasten angefangen und das seitdem fest in meinen Alltag integriert, was mein Wohlbefinden sehr gesteigert hat!
Ich achte seitdem auch wesentlich mehr auf mich, habe mit Kampfsport aufgehört, mit Kettlebell und Yoga weitergemacht, meditiere viel.


Wie bist du mit Wut umgegangen?


Sport, Meditation und Gespräche mit Freunden.


Wie haben sich die Emotionen seit dem Ausstieg verändert?


Was mich nach wie vor aufregt ist das Heucheln, wenn Großunternehmen, von denen ich weiß, dass sie hässlich trennen, so tun, als ob ihnen die Mitarbeiter als Menschen wichtig wären oder es sogar schlichtweg abstreiten, dass bei ihnen abgebaut wird.


Bist du eher jemand, der die Dinge mit sich selber ausmacht?


Ja, ganz klar.


Wofür bist du deiner alten Firma dankbar?


Ich bin der Firma mittlerweile sehr dankbar für die vielen positiven Dinge, die ich dort erleben und mitgestalten durfte, die vielen Kenntnisse, die ich mitgenommen habe – wieviel das wirklich sind, erlebe ich erst jetzt in meiner neuen Tätigkeit.
Auch für die üblen Erfahrungen bin ich heute dankbar, denn ohne sie würde ich immer noch naiv sein und glauben, dass Leistung alles ist.


Was hast du mitgenommen aus dieser Zeit?


Jeder, der in einem großen Unternehmen arbeitet, sollte unbedingt einen Plan B haben. Die Familie ist die Basis, um schwierige Zeiten zu überstehen.


Welche Werte sind dir in der Berufswelt wirklich wichtig? Was geht gar nicht?


„Give Respect – get respect“ – Wertschätzung dem individuellen Menschen gegenüber, Gerechtigkeit, Fairness, Freiheit und Menschenliebe.

Was gar nicht geht: Rückgratlosigkeit, Kriechertum, Feigheit, Arroganz und Statusgehabe.


Wann reifte der Entschluss, selber eine Outplacement-Beratung zu gründen?


Nach dem Ende der Tätigkeit in der Unternehmensberatung und dem „zufälligen“ Besuch eines IHK Gründerseminars. Da war mir plötzlich klar, dass ich das kann, dass das kein Hexenwerk ist und mir meine Abfindung ein komfortables Polster gibt, um die ersten zwei Jahre gut durchzustehen.
Ich wollte ursprünglich Resilienztrainer werden bis dann ein Retreat den Ausschlag dafür gab, den Fokus da zu legen, wo ich den Menschen am meisten mit meiner Erfahrung helfen kann, beim Thema Trennungen im Job. Zumal mir klar wurde, dass Deutschland hier im Vergleich zu anderen Ländern hinterher hinkt.


Wie geht es dir mit deiner Selbständigkeit?


Offengesagt: Ich hatte mir den Start leichter vorgestellt. Die Anlaufzeit habe ich unterschätzt, dachte, dass man schneller ins Geschäft kommt. Die Aussage, dass es 2 bis 3 Jahre braucht bis es läuft, trifft auch auf mich zu. Auch unterschätzt habe ich das Thema Energiemanagement.
Man denkt einfach 24/7 ans eigene Business. Es braucht hohe Selbstmanagement-Fähigkeiten, um auch mal – trotz vielleicht schwieriger Auftragslage wie jetzt in Corona – sich Ruhe und Auszeiten zu gönnen.


Wie entwickeln sich Outplacement- und Trennungskultur deiner Meinung nach in den kommenden Jahren?


Das Thema gewinnt ganz klar an Fahrt – mehr und mehr Unternehmen begreifen, dass die Verbindung zum Mitarbeitenden auch nach der Trennung wichtig ist – Stichworte: „man sieht sich immer zweimal“ und „Bumerang-Beschäftigte“ – also die, die auch wenn es eine Trennung gab, wieder nach ein paar Jahren für die Firma arbeiten.
Das geht nur, wenn man sich im Guten trennt.


Wie wirkt sich Arbeitswelt 4.0 auf die Trennungskulturen in Unternehmen aus?


Positiv – denn auch hier beginnen Personaler und Führungskräfte zu begreifen, dass Trennungskultur einfach nichts anderes ist, als die „employee journey“ konsequent zu Ende zu denken – und Kununu und Glassdoor tun dazu ihr Übriges.






Meine Marke lautet „Ich wurde gefeuert – zum Glück“ Was ist dein Glück?


Mein Glück ist, dass ich durch die Kündigung den nötigen Tritt in den Hintern bekam, um meine Komfortzone wieder zu verlassen.


Was willst du abschließend noch mitteilen?


Auf der anderen Seite deiner größten Angst liegt die größte Belohnung des Glücks. Der Verlust meines Arbeitsplatzes war letztendlich der Beginn einer Reise zu mir selbst. 


 

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